(Bilder und ein Übersichtsplan folgen - die phantastischen Bilder und Detailpläne des Buches "Die Bundesfestung Ulm" und der DIN A5 Broschüre von Matthias Burger kann das allerdings nicht ersetzten! Im Shop erhältlich!)

Die Bauwerke auf der Ulmer Seite wurden mit römischen Ziffern durchnummeriert.

Werk I     Obere Donaubastion
Das erste Werk in der Zählweise der Bundesfestung lag am oberen Donauanschluss. Das stark ausgebaute Kernwerk hatte eine spitzwinklige Form, damit von der linken Face die bayerischen Werke flankierend unterstützt werden konnten. Das vierstöckige Reduit mit Geschützplattform war als Defensivkaserne ausgebildet. Das stark ausgebaute Werk verfügte zusätzlich zu den normalen Verteidigungseinrichtungen über eine Halbcaponniere im linken Kehleck, eine große Wurfbatterie sowie eine zweigeschossige Secondeflanke zur Sicherung der rechten Face. In den Wallenden waren zwei Verbrauchspulvermagazine eingebaut. Dem Werk vorgelagert war eine Schleusenanlage, mit der der Wasserstand im nassen Graben der unteren Stadtfront reguliert werden konnte.
Heute ist von diesem Werk oberirdisch nur noch die Defensivkaserne erhalten. Sie beherbergt das Donauschwäbische Zentralmuseum. Bei Bauarbeiten wurden 2008 Teile der Spitzenkasematte freigelegt. Näheres dazu finden Sie hier.

Werk II     Courtine mit Ehinger Tor
Die Courtine verband die Werke I und IV. Die zentrale Caponniere sicherte den Graben in beide Richtungen, und wurde ihrerseits durch ein Ravelin (Werk III) geschützt. Auf der linken Seite befand sich eine Tenaillenbatterie zur Flankierung  des Ravelins. Rechts stand das innere Ehinger Stadttor, das einzig heute noch erhaltene Bauteil dieses Abschnitts und gleichzeitig ein augenscheinlicher Beweis für die Eleganz und Schönheit des hier verwendeten klassizistischen Baustils.

Werk III     Ravelin beim Ehinger Tor
Das Ravelin war ein reines Erdwerk mit traversiertem Wall. Die Aufgabe des Werkes war die Deckung der Frontmitte und der Caponniere von Werk II. Den Abschluss der rechten Face bildete das äußere Ehinger Tor. Im gedeckten Weg vor dem Werk befand sich ein Blockhaus und ebenfalls einige Traversen. Diese sollten direkte Angriffe auf das Ehinger Tor erschweren. Von diesem Werk ist heute nichts mehr sichtbar.

Werk IV     Mittelbastion
Am ausspringenden Winkel der mittleren Stadtfront lag dieses Kernwerk. Als Reduit baute man einen achteckigen Montalembert-Turm. Das Werk war insgesamt nicht ganz so stark ausgebaut, da davor die Blaufleche (Werk V) lag und andererseits im Verteidigungsfall durch das Aufstauen der Blau (ein Fluss in Ulm) eine Überflutung erzeugt worden wäre, die einen förmlichen Angriff an dieser Stelle stark erschwert hätte.
An Besonderheiten des Werkes sind an der linken Schulter eine Secondeflanke und an der rechten Schulter eine Grabencaponniere zu nennen. Vor dieser Caponniere befand sich ein Stauwehr zur Regulierung der Wasserhöhe vor der oberen Stadtfront. Einzig erhaltener Teil des Werkes ist das Reduit.

Werk V     Blaufleche
Die Blaufleche, eine pfeilförmige, vor die Mittelbastion herausragende Schanze diente der besseren Beherrschung des Vorfeldes, und der Flankierung der westlichen Stadtfronten. Man könnte sie als überdimensionierte Caponniere beschreiben. Vom Hauptgraben war das Werk durch einen Erddamm mit beiderseitigen Brustwehren erreichbar. Das Werk ist heute vollständig überbaut

Werk VI     Courtine und Blaubeurer Tor

Die Courtine verlief in gerader Front von der Mittelbastion zum Blaubeurer Tor. In ihrem Verlauf befanden sich die Einlassbauwerke für Kleine und Große Blau. Deren, anfänglich ungenügende, Dimensionierung führte 1849 zu einem schweren Hochwasserunglück.
Den Abschluss bildet das Blaubeurer Stadttor, ein von zwei wuchtigen Türmen flankiertes Bauwerk, das mittlerweile zum Symbol für den baukünstlerischen Wert der Bundesfestung geworden ist. Erhalten sind von Werk VI noch das innere Blaubeurer Tor, 100m Escarpenmauer und die Einlassbögen für Kleine und Große Blau.

Werk VII     Ravelin vor dem Blaubeurer Tor
Das Ravelin, ein fast reines Erdwerk, deckte die Mitte der Festungsfront zwischen Mittelbastion und westlicher Bergfront. Die einzigen gemauerten Bestandteile waren eine Bonettbatterie in der Spitze, ein eigenes Pulvermagazin und eine kleine Flankenbattererie in der linken Face, die gleichzeitig als Wachkasematte für das mittlere und äußere Blaubeurer Tor genutzt wurde.
Das Werk wurde im Zuge der Entfestigung vollständig abgetragen.

Werk VIII     Courtine zum Kienlesberg
Die Courtine verband das Blaubeurer Tor mit den nachfolgenden Werken der westlichen Bergfront. Besonderheiten waren eine Tenaillenbatterie, die in Zusammenhang mit der wellenförmig gestalteten Brustwehr die rechte Face des vorgelagerten  Ravelins aus zwei Etagen flankieren konnte, sowie der Durchlass für die Donaueisenbahn, die hier die Stadtumwallung kreuzte. Das komplette Werk fiel ab 1903 dem Neubau des Güterbahnhofs zum Opfer.

Werk IX     Contregarde am Kienlesberg
Die Contregarde markiert den Beginn der Bergfront mit einem ausspringen Winkel, von dem aus die gesamte Blauniederung flankiert werden konnte. Mit einer Höhe con 30 Metern über dem Wassergraben von Werk VIII dominierte sie das Vorfeld. In der Escarpenmauer der linken Face befand sich  die so genannte Felsenbatterie zur Flankierung von Werk VIII Wegen ihres komplizierten  Wallprofils wurde dieses Werk im Volksmund „Sieben Hügele“ genannt. Ein kleines Nebentor, das Ruhetaltor, bot Zugang ins Vorfeld. Zu sehen sind heute noch ein Teil der Escarpenmauer und Reste des Ruhetaltors.

Werk X     Kienlesbergbastion
Die Kienlesbergbastion, das zweite Werk der Bergfront, fällt durch ihre weithin sichtbare, mehrstöckige Doppelcaponniere auf. Im Werk befinden sich eine kleine Wurfbatterie und zwei Pulvermagazine. Die versetzt gebauten Kehlmauern werden durch ein, im Verhältnis zur Werksgröße, kleines Reduit, verbunden. An die rechte Flanke angebaut ist eines der großen Kriegspulvermagazine der Festung mit einem Fassungsvermögen von 1200 Zentnern Pulver. Bedingt durch die Geländeform konnten ab hier keine Wassergräben mehr angelegt werden. Fast auf der gesamten Bergfront wurden die Gräben deshalb tiefer und mit gemauerter Contrescarpe ausgeführt. Das gesamte Werk ist vollständig erhalten.

Werk XI     Anschlusslinie zur Wilhelmsburg
Die 350 Meter lange Front bis hinauf zur Wilhelmsburg ist leicht nach außen gebrochen, damit sich die Flankierungsgeschütze nicht gegenseitig gefährdeten. Im Saillant befinden sich eine Bonnetkasematte und dahinter eine Wurfbatterie für vier Mörser. Oberhalb wurden drei Geschützstellungen angelegt. Im Wall wurde ein Pulvermagazin eingebaut. Die gesamte Front überwindet einen Höhenunterschied von fast 70 Metern und ist vollständig erhalten. Über die Wallkrone verläuft der, nach unserem ehemaligen Vorsitzenden benannte, Dr. Otmar-Schäuffelen-Weg. Bilder finden Sie hier.

Werk XII     Wilhelmsburg
Die Wilhelmsburg, ein wahrhaft beeindruckendes Bauwerk, war gemeinsam mit der Wilhelmsfeste als Zitadelle der Festung Ulm angelegt worden. Dank Ihrer Lage und Stärke wäre sie auch noch zu verteidigen gewesen, wenn alle anderen Werke schon gefallen wären. Die Wilhelmsburg besitzt keinen Hauptwall, sondern besteht aus vier rechtwinkligen kasemattierten Flügeln mit drei bis fünf Stockwerken. Obenauf befand sich ursprünglich eine Erdbedeckung mit umlaufender Brustwehr. Die Front mit 110 Geschützscharten in drei Etagen wird von zwei kreisrunden Türmen flankiert, während in der Kehle ein ovales Reduit mit innen liegender Rampe gebaut wurde, die für den Geschütztransport zwischen den Stockwerken vorgesehen war. Vor der Front wurden unterirdisch 13 Stollen vorgetrieben, um einer Unterminierung der Mauern vorzubeugen. Die Größe des Baukörpers ist enorm: In den vier Flügeln befinden sich rund 570 Räume und im davon umschlossenen Innenhof hätte das Ulmer Münster bequem Platz.
Die Bausubstanz der Wilhelmsburg war lange Zeit durch eindringendes Wasser gefährdet. Aber nachdem der Förderkreis die 120 Kamine abgedichtet hat, und von Seiten der Stadt Ulm ein Blechdach aufgebracht wurde, steht dem vollständig erhaltenen Baudenkmal wohl noch ein langes Leben bevor.

Werk XIII bis XVII     Wilhelmsfeste
Der Wilhelmsburg nördlich vorgelagert ist die Wilhelmsfeste. Sie besteht aus insgesamt fünf Werken: Linke und rechte Anschlusslinie, linke und rechte Redoute und der Courtine dazwischen. Alle Werke sind vollständig erhalten, da sie aber räumlich in einer Kaserne der Bundeswehr liegen, nicht ohne weiteres zu besichtigen.

Werk XIII     Anschlusslinie zur Linken Redoute
Die Anschlusslinie besteht aus einem einfachen Wall ohne Hohlbauten. Die Flankierung erfolgte von der Wilhelmsburg und dem Reduit der linken Redoute her.

Werk XIV     Linke Redoute
Das Werk XIV ist ein trapezförmiges Kernwerk, dessen Grundriss sich dem vorhandenen Gelände anpasst. Die Wallkrone wurde 1880 umgebaut. Es entstanden zwei Hohltraversen und eine gewinkelte Erdtraverse. Diese Veränderungen waren nach Einführung der gezogenen Geschützrohre notwendig geworden, da die Reichweite der Artillerie sich beträchtlich erhöht hatte. Flankiert wurden die Kehlmauern vom ovalen Reduitturm, die Facen durch eine Halbcaponniere an der linken und eine Secondeflanke an der rechten Schulter. Von der starken Bonnetkasematte gelangte man unter dem Graben hindurch in ein Minenvorhaus mit sechs Gegenminenstollen.


Werk XV     Courtine zwischen den Redouten
Die Courtine, eine 350 Meter lange gerade Festungsfront, ist ein typisches Beispiel für das in Ulm gebaute Polygonalsystem. Die Grabenflankierung wurde durch eine doppelstöckige Caponniere gewährleistet. Der dahinter liegende Wall wurde durch einen Cavalier überhöht. Darunter befand sich eine Wurfbatterie für zehn Mörser. Auch dieses Werk wurde 1880 umfassend umgebaut. Der Einbau von Traversen auf dem Wall und die Abtragung des oberen Caponnierengeschosses brachten dieses Werk auf den damaligen Stand der Festungstechnik.

Werk XVI     Rechte Redoute
Die rechte Redoute stellt in der Funktion das Spiegelbild ihres linken Gegenstücks dar. Im Schnittpunkt der Kehlmauern wurde ein sechseckiges Reduit mit drei Fußflankierungstürmchen gebaut. Die Sicherung der rechten Face und der Anschlusslinie zur Wilhelmsburg übernahm ein runder Flankierungsturm. Auch hier waren sechs Gegenminenstollen vorhanden.

Werk XVII     Anschlusslinie zur Wilhelmsburg
Die Anschlusslinie verfügte über mehrere Traversen auf dem Wall, da hier eher mit enfilierendem Feuer gerechnet werden musste als auf der linken Seite. Hinter dem Wall befindet sich ein weiteres großes Kriegspulvermagazin.

Werk XVIII     Anschlusslinie zur Oberen Gaisenbergbastion

Mit dem Werk XVIII beginnt die östliche Bergfront, die sich von hier im Bogen über den Gaisenberg hinabzieht. Der gerade Werksgraben wurde von der Wilhelmsburg flankiert. Die Contrescarpe ist hier in Erde geböscht. 1878 entstanden mehrere Geschützstellungen mit Traversen, einem Munitionsaufzug und weiteren Hohlbauten im Wall. Hinter dem Wall findet man ein weiters großes Kriegspulvermagazin. Das Werk ist in allen wesentlichen Teilen erhalten.

Werk XIX     Obere Gaisenbergbastion
Die obere Gaisenbergbastion gehört zu den kleineren Kernwerken der Bundesfestung. In der Spitze befand sich eine Bonnetkasematte mit dahinter liegender Wurfbatterie. Die Facen wurden von zwei Secondeflanken an den Schulterpunkten geschützt. Im rechten Wallende lag ein Verbrauchspulvermagazin. Das Reduit weist einen quadratischen Grundriss auf und diente auch als Friedenspulvermagazin. Durch einen Straßenbau ist die rechte Seite des Werkes zerstört. Alle anderen Teile sind erhalten.

Werk XX     Courtine zur Unteren Gaisenbergbastion
Die einwärts gebrochene Courtine verband die untere mit der oberen Gaisenbergbastion. In der Mitte befand sich eine große doppelstöckige Caponniere mit insgesamt 16 Geschützscharten  und dahinter liegender Wurfbatterie. Rechts davon wurde die Bahnlinie nach Stuttgart durch den Wall geführt. Das äußere Bahntor im Glacis war zusätzlich durch eigene Kasematten geschützt. Die Courtine fiel zu großen Teilen der Stadterweiterung zum Opfer. Die Caponniere, das Glacis, Teile der Contrescarpe und der Tunneldurchfahrten sind aber erhalten.

Werk XXI     Untere Gaisenbergbastion
Die untere Gaisenbergbastion, in Form einer nahezu symmetrischen Lünette gebaut war eines der stärksten Kernwerke der gesamten Festung. Das Reduit war als große dreistöckige Defensivkaserne ausgebildet. Am linken Schulterpunkt befand sich eine Secondeflanke rechts sorgte eine Doppelcaponniere für Flankierung. Eine Batterie mit fünf Geschützen sicherte in der rechten Flanke den Graben der folgenden Courtine. Beide Wallenden beherbergten jeweils ein Verbrauspulvermagazin. Bonnetkasematte und Wurfbatterie lagen in der Spitze des Werkes. Auch dieses Werk musste dem Ulmer Expansionsdrang weichen und letztlich wurde das Reduit einem schnöden Parkplatz geopfert. Erhalten blieben allerdings Teile der rechten Werksseite mit der Doppelcaponniere und der Flankenbatterie.

Werk XXII     Courtine zur Unteren Donaubastion
Die Courtine XXII, die längste der gesamten Festung, beschreibt einen ausspringenden Winkel. Wegen ihrer Ausdehnung wurde es nötig sie mit einem überhöhenden Cavalier zu schützen. Ab hier war wieder ein nasser Graben möglich. An beiden Enden des Werkes fanden sich Straßendurchbrüche: Links das Stuttgarter Tor, rechts das Friedrichsautor. Neben dem Stuttgarter Tor wurde 1875 zusätzlich ein Tunnel für die Brenztalbahn eingefügt. Zur Flankenbestreichung der rechten Face errichtete man nahe dem rechten Frontende eine Caponniere, deren rechte Seite für die Flankierung des nachfolgenden Werkes zuständig war. 1859 wurde im gedeckten Weg davor noch ein Blockhaus errichtet. Das gesamte Werk ist heute bis auf das Glacis und einige Mauerreste verschwunden.

Werk XXIII     Contregarde der Unteren Donaubastion
Die, der eigentlichen Donaubastion vorgelagerte Contregarde, zeichnete deren spitzwinklige Form nach. Die rechte Face folgte der Richtung der Donau und flankierte die Werke auf Neu-Ulmer Seite. Bis auf eine kurze Strecke im Saillant waren die Wälle reine Erdwerke. Im Graben befand sich ein Stauwehr.  Das gesamte Werk ist nicht mehr vorhanden.

Werk XXIV   Untere Donaubastion
Die Untere Donaubastion ist der Schlusspunkt der Ulmer Stadtumwallung. Das mächtige Kernwerk besaß eine dreistöckige Defensivkaserne als Reduit. Die hinter der Contregarde gelegenen Gräben verfügten über eigene Flankierungseinrichtungen in Form von zwei Caponnieren. Obwohl auf dem ehemaligen Werksgelände mittlerweile Schulen errichtet wurden, ist das Werk noch in großen Teilen erhalten.

Werk XXV     Unterer Donauturm
Der Untere Donauturm ragt wie eine Caponniere in den Flusslauf der Donau. Das zweistöckige Gebäude war im Gegensatz zu den meisten anderen Bauten auf Ulmer Seite aus Ziegeln erbaut, was ihm den Beinamen „Roter Turm“ eintrug. Von hier wurde der Schiffsverkehr auf der Donau kontrolliert. Der Turm ist vollständig erhalten.

Werk XXVI  und Werk XXVII   Untere und Obere Stadtkehle

Eigentlich war geplant, das Donauufer zwischen Oberer und Unterer Donaubastion komplett zu befestigen. Letztendlich wurden aber nur kurze Mauerstücke gebaut, die Anlandestellen für Wasserfahrzeuge schützen sollten. In der Mauer der Oberen Stadtkehle wurde das Eisenbahntor der Strecke nach Friedrichshafen ausgespart.
Beide Stadtkehlen sind in Teilen erhalten.

Werk XXVIII     Oberer Donauturm

Mit der gleichen Funktion und nahezu gleichem Grundriss entstand an der oberen Stadtkehle das Gegenstück zum unteren Donauturm. Die Bauausführung mit weißem Kalkstein führte hier allerdings zur Bezeichnung „Weißer Turm“.

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